Venture Angels & No Swap, No Pay
Zwei 3-5 Personen Spiele im Test
Zwei 3-5 Personen Spiele im Test
Erst kürzlich entbrannte wieder die Diskussion, was wohl die ideale Spieleranzahl bei Brettspielen wäre und ob es überhaupt für Brettspielverlage Sinn ergibt Spiele ab 3 Personen zu veröffentlichen. Klar, mit dem Label „ab 3 Personen“ unterschreibt ein Verlag direkt das Urteil zum möglichen Ladenhüter. Denn mal unter uns Gebetsschwestern: Viele Leute spielen mit ihrem Partner und da muss ein Spiel einfach ab 2 Personen funktionieren. Einige 3-Personen Spiele tun dies auch, aber machen sich dann einen Dummy-Player zu Nutze und wie der Name schon sagt… Irgendwie ist das ganz schön „dummy“. So empfinde ich meist den erfundenen K.I. Spieler, der sich zwischen eine Zweier-Partie mogelt. Natürlich sind einige Mechanismen und Spiele einfach nicht ab 2 Personen spielbar. Stichspiele, Auktion & Handel oder Social-Deduction entfalten ihre volle Blüte erst ab einer größeren Anzahl von Mitspielern. Nun führe ich mit Dachshund Games selbst einen Brettspielverlag und auch dort stellen wir uns die Frage: Ab wieviel Personen muss mein Brettspiel spielbar sein? Der koreanische Verlag Mandoo Games, der uns auf der SPIEL mit „Wangdo“ zuckersüße Pandabären auf den Tisch brachte, ist über alle Zweifel erhaben und hat aktuell eine Menge 3-5 Personen Games im Portfolio. Zwei davon haben wir von meeplove mal genauer unter die Lupe genommen. Da wir zum Glück eine wöchentliche Spielrunde haben, waren die 5 Personen dann doch fix zusammen am Tisch.
In „No Swap, No Pay“ schlüpfen 3 – 5 Spieler in die Rollen von gierigen Piraten, die nach einem spannenden Beutezug im Heimathafen landen und dort nun die erbeuteten Schätze untereinander aufteilen müssen. Gezwungenermaßen versteht sich. Bei 4 und 5 Spielern erhält jeder Pirat ein Beute-Säckchen mit Münzen und diese Schätze gilt es weiter aufzustocken und am Ende der reichste Pirat zu sein. Alles leichter gesagt als getan, denn das eigene Beute-Säckchen ist keinesfalls an einen Spieler gebunden. So liegen zu Beginn jeder Runde ein paar Schatz-Münzen in der Tischmitte und nacheinander befüllt man seinen Beute-Sack mit weiteren Reichtümern. Nachdem alle Münzen zwischen den Piraten aufgeteilt sind fängt der Spaß erst an, denn jeder Spieler muss einen anderen Spieler zum Tausch (=Swap) der Beute-Säckchen auffordern. Ein Dilemma, denn der herausgeforderte Pirat kann ablehnen oder zustimmen.
Stimmt er zu, wechseln die Säckchen fröhlich ihre Besitzer. Lehnt der Pirat ab, so darf man selbst eine Münze aus dessen Sack entwenden. Natürlich weiß man nie, was man da zu Tage fördert. Denn nicht jede Münze ist am Ende auch viele Punkte wert. Gold ist einzeln schon eine Menge wert, Silber wird nur im Münz-Rudel wertvoll und da gibt es auch noch verfluchte schwarze Münzen. Verbleiben am Ende der finalen Runde eine oder zwei schwarze Münzen im Beute-Säckchen ist dieses für den Spieler komplett wertlos. Bei 3 schwarzen Münzen zählt der Wert allerdings 10 Punkte. Hier gilt es zu taktieren und abzuwägen. Bluffen gehört genauso dazu wie das „Cheerleadern“ während der Partie. Hier kommen Schauspieler voll auf ihre Kosten. Diese Prise „anfeuern“ macht ein Spiel von „No Swap, No Pay“ noch witziger. No Swap, No Pay ist spaßig, funktioniert aber nur zu viert und fünft wirklich gut. Bei 3 Personen gibt’s den Dummy-Player Davy Johnes, der quasi wie ein dritter Spieler agiert und bei einem Tausch immer zustimmt…
Einmal wie Joko Winterscheidt in ein hippes Socken-Startup investieren? Das ist in „Venture Angels“ jetzt möglich. Das 3 -5 Personen Auktionsspiel ist von keinem Geringeren als Ian O´Toole grafisch bearbeitet und gibt den Spielern die Möglichkeit als Billionäre in coole Unternehmensideen zu investieren. Venture Angels wird über 3 Runden gespielt. Jeder der Spieler erhält ein paar Billionen in Form von Pokerchips als Startgeld. Ha, Peanuts! In die Tischmitte werden anschließend ein paar wirklich bahnbrechende Unternehmen gelegt. Nun kann man fröhlich in „4K Drucker“ oder in einen „Roboter-Butler“ investieren. Dies tut jeder Spieler mit seinen Pokerchips verdeckt. Je nachdem wieviel Geld er anlegen möchte, legt er seinen Summen-Chip unter das jeweilige Start-Up. Am Ende gilt: Erfolgreich gefördert sind die Unternehmen, die ihren Schwellenwert erreicht haben. Dieser ist auf jeder Karte mit einer Zahl angegeben. Es kann also auch passieren, dass einige Unternehmungen nicht gefördert werden. Diese Venture Angels gucken am Ende einer Biet-Runde in die Röhre.
Doch Vorsicht! Auch eine Kapital-Überfinanzierung wird mit einem Ausschluss aus der Wertung bestraft. So fliegt das Unternehmen mit der höchsten Summe ebenfalls raus. Es gilt also seine Mitspieler gut einzuschätzen und selbst in die richtigen Unternehmen zu investieren. Ein Chip mit dem Wert 0 gibt die Möglichkeit nochmal gut zu bluffen und bestimmte Start-Ups in den Fokus zu rücken. Zusätzlich zum Unternehmenswert möchte man auch noch die Varianz möglichst hochhalten. Daher zählen Unternehmen mit unterschiedlichen Farben am Ende die meisten Punkte. Da besagter Joko Winterscheidt am Ende nur in „blaue Start-Ups“ investiert hat, bringt hier am Ende nur das höchste Punkteplättchen auch den Wert. Jedes weitere ist lediglich einen Punkt wert… Gute Farb-Planung bzw. die Set-Collection der Unternehmen muss also ebenfalls erfolgen. Da muss man seine Mitspieler gut einschätzen können und selbst genau gucken, wo jetzt der höchste Pokerchip gesetzt werden muss. Auch hier läuft das Spiel erst richtig flüssig mit 4 oder 5 Spielern und ein Cheerleader, der die Stimmung anheizt oder gar den Auktionator spielt ist auch hier der Extra-Kick. Wie auch sein Vorgänger, funktioniert Venture Angels nicht zu zweit. Wäre bei einem Auktionsspiel aber auch keine gute Investition…