Roland MacDonald
„Nimm was du kriegen kannst! – Und gib nichts wieder zurück.“ – Jack Sparrow
Der altersschwache Papagei krächzte abfällig auf Jonathan „Einauge“ Clarks Schulter, als sich eine ausgemergelte Landratte darum bewarb, bei ihm auf der „Witwenmacherin“ anheuern zu dürfen. Und wenn der Papagei krächzt, dann heißt das so viel wie Nein. Und „Einauge“ hörte auf seinen Papagei, er hatte sich noch nie geirrt. Doch während er die Landratte vom Dock scheuchte, fragte er sich, wie er jemals wieder eine vernünftige Mannschaft zusammenstellen soll …Wie?
Bei Ruchlos – Der Schrecken der Meere schlüpfen 2 bis 4 Spieler in die Rolle von Piraten. Und was wollen Piraten? Richtig. Ruhm, Gold, einen verruchten Ruf und ab und zu ein Erdbeereis. Aber wie bekommt man all dies? Indem man die beste aller möglichen Mannschaften zusammenstellt. Und genau das ist auch das Ziel des Kartenspiels.
Die grundlegende Spielmechanik dafür ist in Ruchlos das Deckbuilding, wie man ihn von vielen anderen dieser Art kennt. Jeder startet mit der gleichen Anzahl verschiedener Kartentypen (Pulveraffen und Dublonenkarten). Diese werden durchgemischt und die fünf erst gezogenen Karten bilden die Starthand. Dann versucht man in jeder Runde sein Deck zu verbessern, um mit dem verbesserten Deck das finale Ziel zu erreichen: die bestmögliche Mannschaftskombination(en) zusammenzustellen.
In jedem Zug muss man (solange man noch Karten zur Verfügung hat) ein „Kommando geben“ und kann danach optional „Rekrutieren“. Die Kommandos bieten 5 Möglichkeiten: Handeln, Prügeln/Verbuddeln, Plündern und Klarmachen. Mit den Aktionskarten beeinflusst man das Spiel zu seinen Gunsten, wenn man es geschickt anstellt. Hat man keine Karte mehr auf der Hand, darf man dennoch „Rekrutieren“, allerdings nur einmal noch in dieser Runde.
Nun geht es darum die Stärke des eigenen Enterkommandos zu ermitteln. Diese ergibt sich aus pokerähnlichen Sets (Paar / Gay… sorry, ich meine Straight / Flush, usw). Diese Sets werden aus den gerade neu rekrutierten und schon vorhandenen Piraten erstellt. Man darf dabei jeder Karte nur einem Set zu ordnen, aber so viele Sets wie möglich erstellen. Dann werden die Werte der jeweiligen Sets zusammen gezählt. Dann streicht man seine daraus resultierenden Gewinne ein und geht in die nächste der insgesamt fünf Runden (sechs in einem 2 Personen-Spiel). Nach der letzten Runde werden alle Schätze und Errungenschaften zusammengerechnet. Wer das meiste erbeutet und somit die meisten Ruchpunkte hat, darf sich nun Sieger des Spiels nennen.
Ruchlos ist ein guter Deck-Builder und hat eine tolle Illustration, die vom Designer Roland MacDonald selbst stammt. Warum also, wollte der Funke bei mir nicht überspringen. Bei der ersten und auch zweiten Runde war ich noch hellauf begeistert. Gerade die Phase des Enterkommandos hatte es mir angetan. Doch genau diese Phase, war es die mir in den weiteren Runden den Spielspaß immer weiter geschmälert hat. Je mehr Piraten man sein Eigen nennt, desto mehr Möglichkeiten an verschiedenen Sets ergeben sich logischerweise. Und da kann es je nach Mitspieler sehr „fummelig“ werden. Wenn man dann noch ausgeprägte Optimierer am Tisch hat, möchte man selbige einfach nur noch kielholen, weil es sich die Spieldauer unwahrscheinlich ziehen kann. Diese Tatsache bremst jeglichen Spielspaß aus. Wenn man aber mit Schnellentscheidern spielt, stellt sich Ruchlos als solides und kurzweiliges Deck-Building Kartenspiel dar. Es ist also eine Frage der Mannschaft, ob die Fahrt ein Fest, oder ein Fiasko wird 😉
meeplove bedankt sich herzlich beim Board Game Circus für das überlassene Rezensionsexemplar von Ruchlos.