Imagine
Bilder malen ohne Stifte
Bilder malen ohne Stifte
Was zur Hölle ist das? Ein roter Kreis? Eine Waschmaschine? Nein, Japan!
Imagine ist ein kreatives Partyspiel für 3 bis 8 ratewütige Spaßbären, das im seichten Fahrtwind von familienfreundlichen Spielen wie Concept, Activity, Tabu oder Cranium mitschwimmt. Bei Imagine malen wir mit Hilfe von transparenten Karten und ganz ohne Stifte. Bei Knabbereien und kühlen Getränken funktionieren Ratespiele – egal ob mittelmäßig oder gar schlecht – oft sehr gut. Daher wurde Imagine einmal dem harten Büroalltag, konkret der wohlverdienten Mittagspause, ausgesetzt. Ob sich das Spiel an diesem Anti-Party-Ort bewähren kann oder so schnell wieder verschwindet wie der Praktikant aus der Netzwerktechnik; wir probieren es aus!
Wie ein perfekter Sales-Pitch ist Imagine in rund fünf Minuten erklärt und hat eine variable Spieldauer. Wir legen mit Hilfe von 60 transparenten Karten Begriffe aus kunterbunten Themenbereichen. Redewendungen, Filme, Alltagsgegenstände, Bauwerke, berühmte Persönlichkeiten oder Ähnliches. Das Spektrum ist groß (aber auch begrenzt, da nur ein überschaubares Kartendeck mit Begriffen dem Spiel beiliegt).
Mit den transparenten Karten auf denen jeweils ein simples Symbol aufgebracht ist erwecken die Spieler die Begriffe regelrecht zum Leben. Es darf gestapelt, gedreht, gewendet, gewälzt, bewegt und klamüsert werden. Selbst dreidimensionale Objekte zu erstellen ist möglich. Was dabei nicht geht: gestikulieren, mit den Karten Buchstaben bilden, sprechen oder Geräusche machen.
Hier versucht man nicht mit Stift und Papier sondern mit Symbol-Karten und Kreativität seinen Mitspielern einen Begriff zu vermitteln. Alle anderen dürfen fleißig raten, reinrufen oder abwegige Vermutungen äußern. Errät ein Spieler den Begriff, erhält er und der Erklärbär einen Punkt. Wer am Ende des Spiels die meisten Punkte sammeln konnte, ist der John Lennon unter den Ratefüchsen und Gewinner des Spiels.
Die Idee transparente Karten mit Symbolen zu kombinieren ist sehr witzig und kann zu skurrilen Bildern und verkopften Darstellungen führen. Da dies, wie der Name des Spiels auch schon vermuten lässt, ein gewisses Maß an Vorstellungskraft erfordert, kann es in unterschiedlichen Runde auch zu verschiedenen Erlebnissen kommen: geile Runde mit schallendem Gelächter oder steifes Schnarchfest mit Trantüten-Faktor. Verkopfte Perfektionisten zwirbeln sich in ihrem Kopf immer noch das perfekte Wort zusammen während die anderen Spieler schon den halben Duden herunter gebetet haben.
Kennste, kannste. Einfach machen. Legen und Bewegen. Das sind die Devisen hier. Nicht viel Nachdenken wie beim Spekulieren an der Börse. Schreihälse und extrovertierte Persönlichkeiten werden auch hier die gesetzteren ruhigen Spieler übertrumpfen, da man sie gar nicht überhören kann. Das Spiel schult die Kreativität keine Frage, manche Leute können sich aber auch zusehends unwohl fühlen bei zuviel Druck und dem Darstellen von Begrifflichkeiten wie Redewendungen oder Filmtiteln die nicht jedermann bekannt sind. Hirn ausschalten ist meist gar nicht so einfach. Erst recht nicht im Büro-Kosmos. Vielleicht auch gut so, denn ohne Hirn könnten meine fantastischen Kollegen Ihre Arbeit nur halb so gut machen. Wie bei vielen kreativen Spielen triumphieren auch hier die extrovertierten Querdenker und Fantasievögel. Doch auch für eher verkopfte und strategisch ausgerichtete Menschen kann Imagine ein guter Türöffner sein um die Kreativität auf leisen Sohlen ins Haus zu bitten.
Kleiner Tipp:
Solltet ihr in eurer Spiele-Höhle nur Tische mit dunklem Holz haben, könnte sich eine Partie Imagine als äußerst schwierig herausstellen. Wir empfehlen daher eine weiße oder helle Unterlage. Sowas gibt´s bestimmt auch in einem nerdigen Board-Game-Palast. Schwiegermutti und dem Weihnachtsbasar sei Dank.
Großer Tipp:
Wer sich nach dieser Rezension sicher ist, das Spiel in seine Sammlung aufzunehmen, der sollte sich schnell ein Exemplar sichern, da manche Begriffe auf den beiliegenden Karten durchaus sehr aktuell sind und in einigen Jahren ähnlich obskur wirken können wie Tennisspieler, die bei den Olympischen Spielen 1974 den dritten Platz belegt haben.