Verlag
Huch! & friends
Ich träume viel und gerne. Den Traum vom eigenen Brettspielverlag habe ich mir letztes Jahr sogar erfüllt. Von einem Einsiedlerbaum oder dem See der Wunder habe ich noch nie geträumt. Macht aber nichts, denn all diese schönen Orte kann ich im neuen Spiel DREAMSCAPE besuchen. Zwar nur in meinen Träumen, aber hey, für den Anfang muss das ausreichen.
Das Spiel DREAMSCAPE für 1- 4 Träumer war ein erfolgreicher Kickstarter und hat durch HUCH! eine deutsche Lokalisierung erfahren. In diesem Spiel reisen die Spieler durch fantastische Traumwelten, sammeln Traumsplitter und bauen diese zu wundersamen Ortschaften zusammen.
Die grafische Ausgestaltung des Spiels ist sehr stimmig, das Material ist toll und Dreamscape hat eine schöne Tischpräsenz. Das 15-seitige Regelwerk geht sehr genau auf alle Eventualitäten des Spiels ein und ist fix studiert. Der Spielablauf selbst teilt sich im Grundspiel in 3 Phasen auf. Neue Traumsplitter (das Baumaterial) tauchen auf dem Spielplan auf, die Spieler reisen durch das sagenumwobene Traumland, sammeln sich Baumaterial, um letztendlich ihren Träumen Gestalt zu verleihen. Klingt alles sehr simpel. Ist es im Grunde auch. Da die Spieler auf ihren eigenen Traumtableaus bauen kommt es während des Spiels zu quasi keiner Spielerinteraktion. Jeder träumt für sich allein. Ob das nun spannend ist oder nicht, soll jeder für sich selbst entscheiden.
Jeder Spieler startet bereits mit einer Traumkarte, die es zu „erschaffen“ gilt. Nun schwärmen die Spieler 6 Runden lang aus, um so viele Traumkarten wie möglich zu bauen. Das Spielbrett bietet 6 Orte, an die man reisen kann. Auf jedem Ort gibt es eine Aktion. Jeder Ort offenbart farbige Traumsplitter, die aussehen wie runde Holzscheiben. Es gilt nun passende Farbsplitter zu sammeln, um auf seinem Tableau den passenden Traum erschaffen zu können. Zusätzlich zu den Bau-Karten gibt es noch variable Zielplättchen, die während es Spiels ausliegen. Diese bringen zusätzliche Varianz ins Geschehen.
Der Clou von Dreamscape ist sicherlich das erschaffen der eigenen Träume. Von der „Blauen Lagune“ bis hin zum „Pfad der Erinnerung“ gibt es leichte und schwere Träume. Diese bauen wir mithilfe der Traumsplitter auf unserem Tableau. Durch geschicktes Tauschen und ausnutzen von Aktionen auf dem Spielbrett und auf unseren Karten können wir es schaffen mehrere unterschiedliche Ortschaften zu kreieren, die unseren kleinen Träumer völlig in ihren Bann ziehen. Verrückt! Während es gesamten Spielablaufs war es an unserem Tisch immer sehr ruhig. Fast schon zu ruhig. Völlig meditativ machten wir unsere Züge, denn Dreamcape kann mitunter ein ganz schöner Hirnzwiebler sein, gerade wenn das räumliche Vorstellungsvermögen nicht das Beste ist. „Man man, du siehst ja schon auf wie die Frau auf dem Cover“ flüstert da plötzlich mein linker Nachbar. Ja genau, völlig in Trance… Ist das positiv? Ich weiß es nicht. Dreamscape ist zu komplex für ein leichtes Familienspiel und zu einfach um sich Kennerspiel zu nennen. Dreamscape schwebt wohl irgendwo dazwischen. Spieleraktion gibt es kaum. Sich gegenseitig in seinen Träumen stören aber eben auch nicht. Jeder plant und träumt für sich. Ich denke diese Art von Spiel muss man mögen. Ich hatte nach ein paar Partien dann auch erst mal genug vom Träumen, bei meinen Mitspielern war der Hang zum Schlafen noch geringer. Nichts desto trotz bietet Dreamscape schönes Material, eine feine Regel und ein andersartiges Thema, mit einem doch recht kniffligen Bau-Mechanismus, der sicher seine Freunde finden wird.
Entscheidet also selbst, ob ihr euch auf die Reise über den Ozean macht, um später im Haus auf den Klippen zu sitzen und auf die Salzmarschinsel bei den Zwillingstürmen zu starren. Das war zu viel. Ich leg mich hin. Gute Nacht!
In der Kenner-Variante von Dreamscape versperrt uns ein Alptraum – den wir immer liebevoll als Strickliesel bezeichent haben – den Weg und seine Albtraumsplitter sorgen am Spielende für Minuspunkte. Durch geschicktes Wegtauschen können aus den Albträumen aber auch wieder positive Träume entstehen. Dreamscape kann zudem auch solo gespielt werden. Da stört sich immerhin kein anderer Spieler am lauten Schnarchen, wenn man durch die tiefe meditative Wirkung des Spiels in Schlummerzustand gefallen ist.