Antoine Bauza
Ein bißchen Qui schadet nie…
Ein idyllisches japanisches Dorf bettet sich zum Schlaf. Die Nacht breitet Ihr dunkles Kleid über Reisfelder und Tempelanlagen aus. Plötzlich ziehen Nebelschwaden auf und grausige Geräusche dringen aus dem Dickicht. Die schlafenden Bewohner schrecken hoch und versammeln sich auf dem Dorfplatz. Eine Meute verfluchter Geister bahnt sich ihren Weg zu den Dorfmauern. 1 – 4 unerschrockene Taoisten versuchen diese Geisterflut abzuwehren und den dörflichen Frieden zu wahren. Der Stoff für eines der schwersten kooperativen Spiele auf dem Markt ist geboren. In Ghost Stories von REPOS Production (im Vertrieb von Asmodee) kämpfen bis zu vier Samurai im Kollektiv gegen Geister und andere verfluchte Wesen.
Darum geht es in Ghost Stories
Wir versuchen gemeinsam ein Dorf, bestehend aus 3 x 3 quadratischen Aktionsfeldern vor der einfallenden Geistermeute zu schützen und müssen verhindern, dass das Dorf am Ende verflucht wird. Die Geister kommen in Form von Karten vor Beginn jedes Spielerzuges neu ins Spiel. Wir haben unterschiedliche Spezialfähigkeiten, mit denen wir die Geister entweder bekämpfen, oder die Aktionsfelder im Dorf nutzen können. Herr über die Geisterfluten zu werden kann mitunter schwierig werden. Geister haben eine Stärke von 1 – 4 und kommen in 5 unterschiedlichen Farben daher (gelb, rot, blau, grün, und schwarz). Je nach Spielerfarbe werden die farbigen Geister auf den Spielertableaus platziert. Die Austreibung beginnt…
Sobald mehrere Geister auf den Spielerboards liegen, fängt Ghost Stories an seine volle Wirkung zu entfalten. Am liebsten möchte man seine Spielfigur fünfteilen um an allen Fronten zu kämpfen. Spuk wohin das Auge blickt. Einige Geister bringen Flüche mit oder sorgen dafür, dass Spieler Ihre Sonderfähigkeit nicht mehr nutzen können. Einige Geister sind zwar harmlos, blockieren durch Ihre Stärke aber ein Feld oder sind nur sehr schwer zu besiegen.
Im Kampf gegen die Geister stehen uns 3 – 4 Würfel zur Verfügung. Mehr haben wir nicht? Nein, mit dieser Grundvoraussetzung muss gearbeitet und optimiert werden. Ein Würfelwurf ist willkürlich und unplanbar. Jetzt gilt es die Würfelergebnisse so zu beeinflussen, dass uns die Geister nicht weiter gefährlich werden können. Optimieren, optimieren, optimieren! Dies kann mit Aktionsfeldern passieren, oder mit Tao-Markern. Die Tao-Marker in der passenden Farbe liefern uns seinen automatischen Erfolg beim Würfeln. Alles schön und gut, wenn die Planung nur nicht soviele Aktionen und Zeit in Anspruch nehmen würde. Löst man ein Aktionsfeld aus, bleibt keine Zeit mehr zum kämpfen und findige Untote bringen öfter auch mal Freunde mit und das Spielbrett ist bald zum Bersten gefüllt.
Wann gewinnt man das Spiel und ist dies überhaupt möglich? Die Spieler triumphieren in Ghost Stories, wenn die Reinkarnation von Wu-Fung erfolgreich vernichtet wurde. Dies ist eine der letzten Karten im Stapel. Vorher gilt es jede Menge seiner Kumpanen erfolgreich zu bekämpfen. Stirbt einer der Spieler vorher oder wird das dritte Dorffeld verflucht, endet das Spiel vorzeitig und die Taoisten haben das Nachsehen. Dies kann auch schon mal nach 15 bis 20 Minuten der Fall sein. In jedem Fall spielt Würfelglück und die Kombination der Aktionsfelder des modularen Spielplans eine nicht unerhebliche Rolle.
Szenarien: The Cursed Children und Green Roots
Die Erweiterung „White Moon“ bringt zwei spezielle Szenarien mit sich. Die Regeln dazu können auf BoardGameGeek eingesehen werden. Im Szenario The Cursed Children haben es die Reinkarnationen auf die kleinen Dorfbewohner abgesehen. Es gilt primär die Kinder als erstes zu beschützen und weiterhin die Geisterwellen aufzuhalten. Zusätzliche Würze und Abwechslung zum eigentlichen Spielablauf. Das Spielszenario Green Roots bezieht sich im Kern auf alle grünen Geister und das grüne Playerboard. Grüne Geister sind extra stark und ein Taoist der mit diesen Gesellen in Berührung kommt, muss sich warm anziehen.
Ghost Stories ist im Grunde ein Würfelspiel mit Optimierungsfaktor. Diesem hechtet man ständig hinterher, sei es durch Aktionsfelder oder durch Absprache mit euren Mitspielern. Jede Sekunde kann allerdings der perfekte Plan durch eine Karte zu Nichte gemacht werden. Genau das macht für mich den Reiz dieses Spiels aus. Man braucht Haare auf den Zähnen und eine sehr hohe Toleranzgrenze. Hat man diese, spielt gerne im Team und ist ehrgeizig genug, liefert Ghost Stories alles was ein perfektes kooperatives Brettspiel braucht. Nach zahlreichen Partien kann ich mit Fug und Recht behaupten: Ja Ghost Stories ist mein Lieblingsspiel!
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