Michael Rieneck
Und der Herr sprach: Es werde peinlich
Starten wir mit einer sehr alten – und peinlichen – Geschichte aus meinem Leben. Mit 10 Jahren schwärmte ich für den Kaplan unserer Kirchengemeinde und fing deshalb an zu ministrieren. Eine tolle Sache um sein Taschengeld aufzubessern und eine geschätzte Tätigkeit im katholischen Bundesland Bayern. Achso, Ken Follets Romane und auch die bekannte “Kingsbridge-Reihe” aus seiner Feder habe ich nie gelesen. Dafür komme ich nun Jahre später mit seinen Werken im Zuge meines Hobbies Brettspielen in Berührung. Denn nicht nur im gut sortierten Buchhandel findet man Ken Follett. Dank dem Spieleverlag KOSMOS gibt es von seinen berühmten Erzählungen auch eine analoge Spielreihe.
“Fundament der Ewigkeit” macht aus dem bereits erschienenen Duo “Tore der Welt” und “Die Säulen der Erde” nun das Trio der Kingsbridge-Reihe voll. Voll ist die Spielschachtel von Fundament der Ewigkeit mit jeder Menge Karten, Pappteilen und Holzwürfeln. Der ausgebreitete Spielplan offenbart den Blick auf das florierende Europa mit den Ländern England, Frankreich, Spanien und die Niederlande. Aus dem historischen Kingsbridge heraus gucken wir auf das gespaltene Europa der alten Zeit. Durchzogen wird das ganze von einem malerischen Fluss vor einem hoffnungsvoll romantischen Sonnenaufgang. Ach was war das Leben der Katholiken doch sorglos. Denkste! In dem Brettspiel vom KOSMOS Verlag buhlen 2 – 4 emsige Edel-Leute ca. 60 bis 90 Minuten um die meisten Siegpunkte. Der erste Spieler der 50 Zähler für sich verbuchen kann läutet auch schon das Ende des Spiels ein.
Wie spielt sich Fundament der Ewigkeit?
Wie erhalten wir die nötigen Siegpunkte in Zeiten der Religionskonflikte und ungleichmäßiger Machtverteilung?
Kontakte zu berühmten Persönlichkeiten knüpfen, die Gründung von Handelshäusern, das Bestehen von Machtproben sind schon einmal drei gute Indikatoren für den Spielerfolg und das Erlangen von Siegpunkten. Zu Beginn des Spiels bestimmen wir unsere Konfession. Sind wir Katholiken oder doch eher Protestanten. Ein Würfelwurf bestimmt unsere Gesinnung. Alles in allem ist extrem viel in diesem Spiel von dem Wurf eines Würfels bestimmt. Das mag man nun gut finden oder eben nicht. Strategen und Taktiker sehe ich jetzt schon wieder die Augen rollen. Es sei euch gegönnt.
Gespielt wird in Jahren. Unterteilt wird dabei in das 1. und das 2. Halbjahr. Im 1. Halbjahr drehen wir unsere Würfel auf bereits angeheuerten Personenkarten und nutzen deren Gunst. Ein Religonswürfel bestimmt dabei zu Spielbeginn unsere Gesinnung. Protestant oder Katholik das ist hier die Frage. Wenn die Kirchenoberhäupter in Deutschland rauskriegen, wie leichtfertig in diesem Brettspiel Konfessionen verteilt werden, bliebe wohl kein Auge trocken.
Richtig ans Eingemachte geht es erst im 2. Halbjahr. Wir heuern neue Personen mit passenden Farbwürfeln an und profitieren direkt von deren Sonderfähigkeit. Je nachdem in welcher Stadt der Kontakt geknüpft wurde, wird dort umgehend ein – zur Konfession passender – Religionsstein platziert. Gab die Farbe des Würfels noch vor welche Person sich zu mir gesellt ist nun die Augenzahl des Würfels für das Setzen meines Handelshaus in diesem Land von Bedeutung. Spoiler-Alert: Hohe Zahlen sind immer von Vorteil… Nur in Ländern mit eigenem Handelshaus ist es uns erlaubt Waren zu vertreiben. Dies bringt uns Siegpunkte.
Sind jetzt noch Würfel ungenutzt setzt man einen davon auf das Aktionsrad am Spielfeldrand. Hier ist nun wieder die Farbe des Würfels kriegsentscheidend. Puh ganz schön kompliziert. Nein eigentlich nicht. Nur geschicktes Abwägen ist hier gefragt. Das Aktionsrad ermöglicht es uns Rohstoffe zu erhalten, Waren zu verkaufen, Religionssteine zu setzen oder einfach nur Siegpunkte zu erhalten. In einem Spiel, in dem es um Siegpunkte geht, nicht die schlechteste Wahl.
Moment, was machen nochmal diese Religonssteine? Ist eine Länderei voll mit diesen Steinen kommt es automatisch zu einem klitzekleinen Religionskonflikt. Die Übermacht erhält dabei Siegpunkte für platzierte Handelshäuser auf der jeweiligen Nummer. Der Unterlegene bleibt ungläubig ohne Siegpunkte zurück und muss sogar eins seiner Handelshäuser dem Erdboden gleich machen. Wo ist Gott, wenn man ihn am meisten braucht?
Gedanken zum Spielablauf
Sobald Würfel ins Spiel kommen rollen sich bei vielen Strategen die Fußnägel hoch. Wie kann man mit einem willkürlichen Würfelwurf noch planen? Ja, Würfel bedeuten immer auch eine Prise Glück und keine hundertprozentige Planbarkeit. Im Brettspiel Fundament der Ewigkeit werden Würfel auch noch gedreht. Obwohl ich Würfel liebe, ist dies keine Mechanik bei der ich laut Hurra schreie.
Die Regel schreckt im ersten Moment ab, das Spiel ist im Kern aber alles andere als kompliziert und die Mechaniken greifen sinnvoll ineinander. Sich hier also bitte nicht abschrecken lassen.
Eigentlich ist Fundament der Ewigkeit ein simples Würfelspiel, welches sich in den Mantel eins Strategiespiels geworfen hat. Für meeplove ist das Spielbrett obsolet. Es fehlen wichtige Ablageflächen für die Karten und vieles macht einfach keinen wirklichen Sinn oder ist ohne Funktion. Das Spiel hätte man auch getrost ohne Spielplan konzipieren können. Für uns diente es nur als Punktezähler. Wichtigstes Kernstück – das Aktionsrad – wurde an den Rand des Spielplans verbannt und fristet dort eine viel zu geringe Rolle.
Schnell wirkt das Spiel und das Aktionen durchführen während eines Spielerzugs repititiv . Mit dem verschieben von Religionszugehörigkeiten fügt man der bisweilen faden Spielsuppe etwas Salz hinzu und kann anderen Spielern konkret Schaden zufügen. Alles andere im Spiel ist doch stark getrieben von persönlichem Würfelglück und einer guten Kartenauslage. Für Fans der Romanreihe und Gelegenheitsspielern sei dieses Spiel trotzdem empfohlen.
meeplove bedankt sich herzlich bei KOSMOS für das überlassene Rezensionsexemplar.